Ein Reise vom 7. bis zum 13. Mai 2006
Aus der persönlichen Sicht einer Mitreisenden.
Um es vorweg zu sagen – unsere diesjährige Reise „Bilderbuch Deutschland“ war rundherum gelungen, Dank der akribischen Vorbereitung unseres Vorsitzenden Klemens Delgoff. Sogar das Wetter spielte mit. Wir hatten die ganze Woche sog. Klemens-Wetter. Sonnenschein pur (für die Nichteingeweihten: Das ist ein Wetter, das eigens von Herrn Delgoff für solche Fahrten bestellt wird und das im Reisepreis enthalten ist).
Um 8:00 Uhr um Sonntag ging es im Refrath los, die Bensbeger stiegen zu und eine gutgelaunte Gruppe von 30 Personen machte, sich auf den Weg. Der Fahrer samt Bus kamen aus Weikerheim im lieblichen Taubertal, was sich als sehr nützlich erwies. Siggi, unser Busfahrer war ein Glücksfall, ein sicherer Fahrer, ein fröhlicher Unterhalter und ein ortskundiger Führer.
In Würzburg wohnten wir im citynahen Hotel Strauss, das in dritten Generation in der Hand einer Familie ist. Schon Pferdekutschen wurden dort untergestellt. Im Zweiten Weltkrieg, als ein Brand auf die Hausfront überzugreifen drohte, hat die ganze Familie. die Wand mit Rotwein feucht gehalten, weil die Wasserleitung unterbrochen war. Die Pumpe, mit der diese Aktion unternommen wurde, steht heute noch im Eingangsbereich des Hotels. Wir haben uns in dem Hotel sehr wohl gefühlt. Wesentlich war auch die Nähe zur Stadt, wenn wir abends vom Hotel aus unsere „Krankenbesuche” starteten (dazu an anderer Stelle mehr).
Würzburg hat ca. 158 000 Einwohner, davon sind 20.000 Studenten der Universität und der Musikhochschule. Das belebt natürlich besonders abends das Straßenbild und gibt der Stadt ein eigenes Flair.
Die Räume der fürstbischhöflichen Residenz, durch die wir fachkundig geführt wurden, war sehenswert durch die Werke zweier genialer Künstler-. Tilman Riemenschneider und 200 Jahre später Balthasar Neumann. Der Staatliche Hofkeller Würzburg beeindruckte durch die Ausdehnung, die Größe und die Anzahl der Fässer. Wir wurden vom Kellermeister geführt, der uns viele interessante Details erzählte.
So floss vor über 200 Jahren aus den Fassriesen der flüssige Sold für die Hofbediensteten.
Noch im März 1945 wurde, die Stadt weitgehend durch Bomben und Brand sinnlos verwüstet. Der Wiederaufbau der historischen Gebäude war ein ungeheuerer Kraftakt und hat fast 30 Jahre gedauert. Das Ergebnis ist beeindruckend.
Rothenburg ob der Tauber brachte uns Frau Marianne Bierstedt nahe, die von „ihrer“ Stadt begeistert, uns unterhaltsam führte.
Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ein Ereignis aus dem dreißigjähriger Krieg (1618 – 1648 ). Im Jahre, 1631 wird durch den „Meistertrunk“ die Stadt vor der endgültigen Zerstörung bewahrt.
Der katholische Generalissimus von Tilly dringt mit 60.000 Mann bis vor die Mauern der protestantischen Reichsstadt. Die Stadt wird gestürmt der Bürgermeister und alle Räte zum Tode verurteilt. Doch als die Ratsherren dem Grafen Tilly In einem prachtvollem Humpen 13 Schoppen Wein als Willkommenstrunk reichen, schlägt Tilly amüsiert einen ungewöhnlichen Handel vor: „Wenn einer von euch den Mut hat und in der Lage ist diesen Pokal in einem Zug zu leeren, dann sei dem Rat das Leben gerettet und die Stadt selbst vor der Vernichtung bewahrt.” Und siehe da, das Unglaubliche geschieht – dem Altbürgermeister Nusch gelingt der Meistertrunk!
In einem spannenden und ergreifenden Bühnenstück „Der Meistertrunk“ werden seit 1881 alljährlich zu Pfingsten die dramatischen Ereignisse des Jahres 1631 aufgeführt.
Durch das liebliche Taubertal – die Wälder, jetzt im Frühling vorwiegend in heIlen Grüntönen, unterbrochen von dunkelgrünem Nadelbäumen und die krallgelber ausgedehnten Rapsfelder ergaben einen fröhlichen Flickenteppich. In Creglingen an der Tauber besuchten wir die Herrgottskirche mit dem berühmten Marien-Altar von Tilman Riemenschneider. Da diese Kirche viel besucht und zudem klein ist, konnte man keine Einzelheiten betrachten. Daher lohnt sich ein privater Besuch sicher.
Mit einem Maindampfer ging es am nächsten Tag nach Veithöchstheim zur Bayerischen Akademie für Wein- und Gartenbau. Ein Besuch der Barockgärten der Fürstbischöfe von Würzburg, die hier ihre Sommerresidenz hatten, war Kontrastprogramm zur Akademie.
Am nächsten Tag war Bamberg angesagt. Dort begrüßte uns Jan Leidel, eine Mischung aus Bohemien und Sunnyboy. Um das zu verstehen, muss ich seine Kleidung beschreibein: breitkrempiger dunkler Hut, ein dunkelroter, Wollpullover, dazu ein langer Seidenschal, Jeans und barfuss in Sandalen. Er führte uns sachkundig und kurzweilig unterhaltsam vor allem durch den Kaiserdom mit dem „Bamberger Reiter“ Danach nahm er sich Zeit (sein Fahrrad im Kofferraum des Busses) uns zur Basilika nach Vierzehnheiligen zu begleiten.
Wie von selbst fiel einigen von uns das bekannte Studentenlied ein
“Wohlauf die Luft gehe frisch und rein, wer lange sitzt, muss rosten.
Jetzt reich mir Stab und Ordenskleid der fahrenden Scholarer
ich will zur schönen Sommerzeit ins Land der Franken fahren”
Am nächsten Tag – dem vorletzten unserer Reise – fuhren, wir mit dem Bus am Ufer des Mains bis zur Volkacher Schleife, In Volkach Escherndorf erwartete uns eine weitere Überraschung. Ein Eschendorfer Winzer, Paul Sauer, und ein Volkacher Journalist, Theodor Wild, haben in Eigeninitiative eine 1893 von einer Volkacher Familie gestiftete Lourdes-Kapelle von der nur noch traurige Peste übrig waren, restauriert und liebevoll ausgestattet. Großzügige Spenden, sogar aus den USA, unterstützten die Initiatoren. Sehr beliebt ist das Kirchlein bei jungen Paaren, die hier kirchlich heiraten und bei älteren Paaren, die sich mit ihren Familien zur Silbernen-, Goldenen und weiteren Jubelhochzeiten hier einfinden und einen Dankgottesdienst feiern.
Anschließend besuchten wir das Weingut Roth in Wiesenbronn, das unter ökologischen Gesichtspunkten geführt wird. Wir fuhren durch die ausgedehnten Weinberge bzw. -felder.
Herr Roth vermittelte uns interessante Details über den Weinanbau in heutiger Zeit und über die Besonderheiten des Weinanbaus in Franken. Anschließend fand im Hause Roth eine Weinprobe statt und einige Gartenfreunde versorgten sich mit dem schmackhaften Frankenwein für Zuhause.
Einen großen Teil unserer Tage und Abende haben wir mit Essen und Trinken verbracht: deftige Fränkische Küche mit dem passenden Wein. Abends machten wir die schon erwähnten „Krankenbesuche“; u.a. im Julius Spital u. im Bürger Spital (Spital : Krankenhaus) Dort sind jetzt zum Teil Weinlokale, wo man im Keller oder an warmen Abenden, wie wir sie hatten unter Bäumen gemütlich an langen Tischen draußen sitzen kann.
Ein letzter Höhepunkt war am Abreisetag der Besuch der Feste Marienberg mit ihrer wechselvollen Geschichte hoch über dem Main gelegen.
Dann mussten wir das Bilderbuch Deutschland schließen, dankbar für eine erlebnisreiche Woche, Siggi brachte ums wohlbehalten nach Bensberg und Refrath zurück.
ich freue mich schon, wenn hoffentlich im nächsten Jahr wieder eine Seite im Bilderbuch Deutschland aufgeschlagen wird.
Ursula Hövel