Fahrt zur Bundesgartenschau in Mannheim  

Veröffentlicht am von

Erlebnisbericht von Johanna Selle und Günter Helmig

Dieser Bericht wurde verfasst von Johanna Selle und Günter Helmig.

Organisiert durch: Christian Selle, 2.Vors. Obst- und Gartenbauverein Refrath e.V. 

Busfahrer: Necdet Atam, Busreiseunternehmen Pütz

Was habe ich mich gefreut, Montagmorgen am Marktplatz Steinbreche viele bekannte Gesichter der vergangenen Fahrten wieder zu sehen! Nach viel Händeschütteln, Umarmungen und Hallos – zahlreiche Neulinge wurden ebenfalls persönlich vom Reiseleiter Christian Selle begrüßt- konnte es pünktlich um 8 Uhr losgehen.

Montag 
Da das heutige Programm bis zum Abendessen vom Bus aus genossen werden kann, sind die Pausen wichtig für Bewegung und Verpflegung. Atam hat in seinem Bus gut vorgesorgt, u.a. mit allerlei Erfrischungsgetränken und einem 3-Gänge Menü, bestehend aus leckeren Würstchen, Toastbrot und Senf. Seine rechte Hand während der 4 Tage ist dankenswerterweise Jutta Hellack, die sich schnell mit der „Küche“ auskennt und uns liebevoll bewirtet. 
In Mannheim treffen wir bei C7 den Stadtführer Jürgen Schwabe. 
C7??? Ja, dass es hier im Innenstadtbereich keine Straßennamen gibt, sondern ausgehend von der ehemaligen Festung gitterförmig angelegte Straßen mit Häuserblocks, nach welchem System diese benannt sind und wie man Adressen findet erfahren wir als Erstes. Die Geschichte der Stadt, die an der Mündung des Neckar in den Rhein liegt, beginnt zur Römerzeit. Erste schriftliche Erwähnung findet man 766, danach schweigen die Aufzeichnungen allerdings viele Jahrhunderte ungefähr bis zur Erteilung der Stadtprivilegien 1607. 

Pfalzgrafen, Markgrafen und Kurfürsten bauten auf, 30-jähriger Krieg und Erbfolgekrieg vernichteten weitgehend Substanz und Wirtschaft der Stadt. 
Kulturförderung zog immer wieder erfolgreiche Künstler an, u.a. wirkte Wolfgang Amadeus Mozart hier für einige Monate. 
Zum Stolz der Stadt gehören Erfindungen wie die Draisine von Karl von Drais, der erste Motorwagen von Carl Benz sowie der erfolgreiche Schweröl-Traktor Bulldog der Firma Lanz AG.
Zahlreiche Parallelen zur Köln können wir ziehen, u.a. die Lage am Rhein, die Auseinandersetzungen der Bürger mit dem Klerus, die Einflüsse der Franzosen, die weitgehende Zerstörung im zweiten Weltkrieg und die heutige Prägung des Stadtlebens durch Studenten. 
Jürgen Schwabe begleitet uns mit hervorragendem Wissen und unterhaltsamer humorvoller Art durch viele Stadtteile, darunter edle und ehemals verrufene. Er weist uns permanent hin auf übrig gebliebene Gebäude aus der Zeit vor dem Krieg mit und ohne Dachschaden und auf einige Jugendstilelemente, besonders gut zu sehen am „Rosengarten“, 1903 fertig gestellt mit damals einem der größten Säle Deutschlands, Kapazität 6000 Besucher. Kultur ist hier nicht Sache der Oberschicht, „in Mannheim ging immer schon auch der einfache Arbeiter ins Theater“. 

Hier am wunderschönen Friedrichsplatz mit seinen Wasserspielen zu Füßen des Mannheimer Wahrzeichens, des Wasserturms liegt nur ein Steinwurf entfernt unser Hotel, das „Leonardo Royal“. 
Es bleibt noch ein wenig Zeit zum Flanieren oder Kaffeetrinken am und um den Friedrichsplatz bevor wir uns wieder zum Abendessen im Hotel versammeln.

Dienstag
Sehr vielversprechend ist das Wetter nicht, als wir nach leckerem Frühstück den Bus besteigen, der uns die kurzen 2 km zum Gelände der Bundesgartenschau kutschiert. Aber im Laufe des Tages entlädt sich nur ein allerdings heftiges Gewitter und ein weiterer Regenschauer. Ansonsten können wir bei angenehmen Temperaturen und durchwachsener Bewölkung den Regenschirm zugeklappt lassen und die Anlagen bestaunen. Bereits 1975 war Mannheim Austragungsort der Bundesgartenschau. Nun wurden die Anlagen erheblich ausgeweitet. 

Zunächst treten wir ein in den stadtnahen Teil, den alten bekannten oberen Luisenpark. Dort schlendern wir durch stylige oder farbenfrohe Blumenrabatten, durch ein Pflanzenschauhaus, vorbei an weitläufigen Teichen, an einem See mit Gondeln, einer Großvoliere, Pinguinen und Alpakas, einem Südamerikahaus mit tropischen Schmetterlingen und Reptilien und über weiträumige Wiesen. Den vorübergehenden Stillstand der Seilbahn überbrückt unser Grüppchen mit einer Rast in der Gartenlaube Freizeithaus. 
Die Seilbahn, mit der wir im vergangenen Jahr über der Floriade in Almere geschwebt sind, ist komplett hierher verfrachtet und aufgebaut worden. Sie bringt uns in 8 Minuten über Schrebergärten, Sportanlagen, den Neckar und landwirtschaftliche Flächen zum Spinellipark, der bis 2014 noch Militärgelände war. Einen Großteil davon überlässt man der Natur zur Re”kultivierung“, der andere Teil verwendet geschickt die alten Baracken, um dort vielfältige Themen aufzugreifen, zu illustrieren und informieren. 17 Experimentiergärten bringen die Themen nahe, die uns angesichts des Klimawandels aktuell beschäftigen: die 17 Sustainable Development Goals (SDGs/Nachhaltigkeitsziele). 

2.023 „Zukunftsbäume“ wurden in einer Art Baumschule temporär angepflanzt, sie werden später ins Stadtgebiet ausgepflanzt und integriert. Eine Fahrt mit der solar betriebenen Bimmelbahn führt auch in die entlegenen Ecken, denn zu Fuß wäre man hier noch tagelang unterwegs. 

Atams Bus wartet schon auf uns, um uns zum Abendessen ins Hotel zu bringen. 
Der Abend ist so lauschig, dass wir sogar lange im Innenhof miteinander Plaudern können.

Mittwoch
Ein großer Mann mit Bart, Mütze und tiefer Stimme begrüßt uns gegen 11 Uhr auf dem Neckarmünz-Platz am Ufer des Flusses. Er ist unser Stadtführer und Mitte dreißig. Nach einer kurzen Vorstellung führt er uns zum Karlsplatz, weiter oberhalb. 

Hier können wir zum ersten Mal das Schloss sehen, ein braunes Gebäude aus Sandstein, imposant und malerisch. Unser Stadtführer macht auf die frühere Wehrhaftigkeit des Baus – die Mauer des zerstörten Turms war 4,5 m dick – aufmerksam. Die Truppen Ludwig XIV sprengten Teile des Schlosses, machten es unbewohnbar. Zur Zeit der Romantik besaß eine Schlossruine besonderen Reiz. Bevor der Blick auf das Schloss fällt, sieht man im Vordergrund die Akademie der Wissenschaften, das ehemalige Großherzogliche Palais, mit weißer strukturierter Fassade, rotbraunen Fensterumrahmungen und einem repräsentativen Eingangsbereich, dreigeschossig, damit das Schloss nicht verdeckt wird. 
Unser Führer, der Kunstgeschichte und Philosophie studiert hat, informiert uns gut und gibt zu, dass man mit seinen Fächern entweder nur einen langweiligen Job in der Verwaltung bekommt oder sich wie er selbstständig machen muss.
Er führt uns weiter zum Marktplatz mit der gotischen Heiliggeistkirche. Sie dominiert den Platz wie ein gewaltiges Schiff in der Strömung. Erst nach der Führung finden wir Zeit, sie von innen zu besichtigen. Das Raumgefühl ist bestechend, die Schlichtheit der Ausstattung, der Pfeiler und Bögen, überzeugt, rotbrauner Sandstein wurde verbaut. Faszinierend sind die modernen, farbigen und gegenständlichen Kirchenfenster, die Teile der alten, sehr schlichten Fenster ersetzen. Der Kranz der alten Handwerkerbuden um die Kirche ist erhalten geblieben, restauriert worden und dient jetzt kommerziellen Zwecken.

Wir gehen hinunter zur Alten Brücke (Karl-Theodor-Brücke), die am Ende des Krieges gesprengt und wieder aufgebaut wurde. Auf der Ufermauer ruht eine Affenfigur mit einem goldenen Spiegel in der Hand, wir berühren die Mäuse aus glänzendem Metall daneben. Es wird uns prophezeien, dass wir immer genügend Geld in der Börse haben werden.

Wir schlendern weiter und kommen an der Galerie des Karikaturisten Klaus Staeck vorbei, er tritt vor die Tür, als er die Stimme des Stadtführers hört. Er wirkt deutlich jünger als er ist (85). „Ein Volk, das solche Boxer, Fußballer, Tennisspieler und Rennfahrer hat, kann auf seine Uniwersitäten ruhig verzichten.“ (Plakat in einem der Fenster)

Die Stadtführung endet in der Nähe des Eingangs zur Bergbahn. Die große Gruppe löst sich auf. Wir drei (Edda, Evelin und ich) fahren hoch zum Schloss, folgen dem Strom der Touristen und erreichen den Schlosshof. Die eindrucksvollen Gebäude wirken intakt, sind aber nicht bewohnt. Als erstes besuchen wir das Deutsche Apotheken-Museum. Es ist im Souterrain und den Kellerräumen eines Gebäudes untergebracht und veranschaulicht sowohl die Einrichtung von Apotheken aus den letzten beiden Jahrhunderten mit ihren dekorativen Holzschränken und Theken, den zahlreichen Schubladen und Gefäßen wie auch die Entwicklung der Pharmazie und der Apothekerkunst. In vielen Glasschränken werden die Exponate ausgestellt.
Anschließend wollen wir das Große Fass besichtigen. Wir gehen in einen weitläufigen Kellerraum mit Angeboten gastronomischer Art und sehen am Rande ein großes Weinfass, das könnte es sein, ich fotografiere es, aber die Leute gehen weiter zu einem riesigen Kellerraum. Jetzt sind wir richtig. Ich recherchiere bei Wikipedia die näheren Daten: Es ist das 4. Große Fass in ca.100 Jahren, umfasst 221000 l und wurde 1751 vollendet. Eigentlich sollten hier die Weinabgaben der pfälzischen Untertanen gelagert werden. Da es aber nie dicht war, wurde es nur dreimal gefüllt, trotzdem war es schon damals eine Attraktion, besonders für die Gäste des Kurfürsten, der seine Residenz nach Mannheim verlegt hatte, weil er sich mit den Bürgern des überwiegend protestantischen Heidelbergs überworfen hatte. Wir beenden unsere Schlossbesichtigung, indem wir auf die große Terrasse vor dem Palast gehen. Wir genießen einen tollen Blick auf den Neckar, die Altstadt und Heidelberg insgesamt.

Donnerstag 
Die Heimreise wird traditionell durch eine weitere Sehenswürdigkeit unterbrochen, dieses Mal ist es der Palmengarten in Frankfurt. Sehr dicht gedrängt und anschaulich gelungen präsentiert werden hier Pflanzen und Pflanzengesellschaften aus allen Teilen der Welt. In den Hallen wird es warm, manchmal auch feucht oder neblig, dann wieder kühler. 

Eine der Hallen ist voller piecksiger kleiner und großer Dornen- und Stachelgewächse. Exotische Blüten, seltsam strukturierte Blätter, haushoher Bambus und baumgroße Farne sind andernorts zu bestaunen. Es wird nicht langweilig. Man kann sich durch die eigene Neugier auf den Spuren der Wissenschaft treiben lassen oder schlichtweg der Entspannung nachgehen. Auch hier bleibt noch viel zu entdecken, vielleicht ein andermal. Viele meiner MitfahrerInnen treffe ich bei französischen Tartelettes und Capuccino im Caféhaus Siesmayer wieder. 

Dann geht es wirklich heim, durch Staus um 1 Stunde verzögert. Atam hat mehrmals unter Beweis gestellt, wie gut er sich mit den Ausmaßen des Busses auskennt und -danke- immer vermittelt er uns Sicherheit durch seinen angenehmen Fahrstil. 

Ein großer herzlicher Dank an Christian, der uns durch seine tolle Vorbereitung der Fahrt, des Hotels und der Sehenswürdigkeiten und eine gut strukturierte Orientierung während der gesamten Reise dieses unvergessliche Erlebnis geschaffen hat. 

Bilder-Gallerie -> Bundesgartenausstellung Mannheim 2023

Kommentare sind deaktiviert